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Leuchtturm Lakesidepark

Ansicht des LSP bzw. Kunstraums im LSP (c) Johannes Puch

Der Lakesidepark gehört zur zweiten Generation der Science- und Technologieparks in Österreich. Durch seine Größe und die konsequente Schwerpunktsetzung als Unternehmens-, Forschungs- und Bildungscampus mit dem Schwerpunkt der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), hat er überregionale und im bestimmten Ausmaß internationale Sichtbarkeit erlangt.

Ein Projekt gegen den Trend, alles den Marktkräften zu überlassen

Eine öffentlich finanzierte Investition funktioniert dann, wenn sie einen klaren Auftrag bzw. Gesellschaftszweck verfolgt, mit einem kompetenten Managementteam und einer konsequent gelebten Governance. In den Anfängen des Projektes Lakesidepark gab es, wenn man es höflich formuliert, kritische Anmerkungen aus der Politik und auch von Führungskräften aus Leitbetrieben: Warum soll eine kleine Region wie Kärnten in Büroinfrastruktur für die Entwicklung von Technologiethemen investieren, wenn die führenden Unternehmen mit den für sie jeweils besten Partnern auf der ganzen Welt zusammenarbeiten? Weil wir als Technologieregion wahrgenommen werden wollen! Technologie braucht die räumliche Nähe zwischen Forschung, Bildung und Unternehmen. Kärnten fehlen die Vorteile von Agglomeration. Mit Technologie wird außerdem vieles assoziiert: Fortschritt und Attraktivität für Menschen, vor allem in Bezug auf Arbeitsplätze. Modernität, kulturelle Offenheit und Internationalität, aufgebaut auf konkreten Unterstützungen für Bildungsinteressierte, Gründerinnen und Gründer aber auch für die etablierten Industriebetriebe.

Mittlerweile sind Erfolge sichtbar: Spinoffs der Hochschulen, international erfolgreiche Startups, große Unternehmen die forschen bzw. eine Forschungsgruppe in Kärnten haben und KMU, die sich auf den Weg machen, um zu den 200 permanent forschenden Unternehmen zu gehören. Das alles führt langfristig zur internationalen Wahrnehmung regionaler Technologiepolitik und zur regionalen Bewusstseinsbildung über die Bedeutung von Technologien in der globalisierten Ökonomie. Eine gemeinsame Finanzierung des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie und des Landes Kärnten (gestioniert über die

) ermöglichte es, einen regionalen Schwerpunkt zu setzen.

Als erste Stufe wurden die ersten sechs Gebäude des Lakesideparks errichtet. Die weiteren Gebäude mussten aufgrund der Nachfrage früher gebaut werden, sodass bereits 2010 die für 2015 geplante Kapazität erreicht wurde. Die Finanzierung erfolgte auf Eigenkapitalbasis, also durch einmalige Gesellschafterzuwendungen des Bundes und des KWF, und durch die Einbringung der Grundstücke durch die Landeshauptstadt Klagenfurt – ebenfalls als Gesellschaftereinlage. Der Lakesidepark vermietet zu marktüblichen Konditionen und ist, da die Einnahmenüberschüsse für den weiteren Ausbau verwendet werden können, im Geschäftsfeld der vermietbaren Flächen von weiteren öffentlichen Geldern unabhängig. Damit wurde der Aspekt der ökonomischen Nachhaltigkeit konsequent umgesetzt. Die Entscheidungsverantwortung liegt vollständig bei den Gesellschaftern, dem Aufsichtsrat und dem Management.

Sichtbarkeit regional, national, international

Wenn aber ein öffentlich finanziertes Projekt dazu beiträgt, sich mit einem weltweiten Trend zu befassen, heißt das nicht, die regionale Identität aufzugeben. Damit das gelingt, ist in die Verbindung von Regionalität und Internationalisierung, mit vielen Formaten, zu investieren. Beispiele sind Besuchsprogramme, Summer Schools, Kunst- und Kulturveranstaltungen, in welchen beispielsweise globalisierungskritische Themen bearbeitet werden.

Für Kärntens Positionen in einer wettbewerbsfähigen Ökonomie, Bildung und Technologie gibt es genügend Ansatzpunkte in der KWF Strategie 2030 Unternehmen, die Forschung und Entwicklung betreiben und jene, die internationalisierungsfähig sind, müssen für alle Interessierten sichtbar unterstützt werden. Das gilt auch für die  technologieorientierten Startups. Im Lakesidepark wurde durch das Gründerzentrum Build und die außeruniversitären Forschungseinrichtungen ein Entrepreneurial Eco System angestoßen, welches einen bedeutenden Baustein für die Attraktivität des Standortes darstellt. Nur mit interessanten Jobs ist dem Problem Kärntens, der Abwanderung junger, gut ausgebildeter Menschen beizukommen, und nur damit können qualifizierte Menschen nach Kärnten bewegt werden. Dazu braucht man eine entsprechende Anzahl von Unternehmen, idealerweise eingebettet in regionale Wertschöpfungsketten, die mehr als nur einen Job in einem Unternehmen ermöglichen. Für einschlägige Ausbildungs- und Erfahrungsprofile sind auch Karrieremöglichkeiten ein wichtiger Aspekt für Zuwanderung.

Gegenwind und Umsetzung

Die Durchsetzung des Projektes Lakesidepark als Sciencepark stellte höchste Projektmanagementqualität, Ausdauer und Beharrungsvermögen unter Beweis. Das Vorhaben traf auf jede Menge Gegenwind: vermeintlich benachteiligte Städte und Regionen übten Widerstand; politische Vertreter der Landeshauptstadt bestritten den wirtschaftspolitischen Nutzen; eine Abberufung der Geschäftsführung wurde versucht. Sogar die Universität erhob gegen den neuen Nachbarn Einspruch. Es gab natürlich von Beginn an Fans. An der Spitze der konstruktiven Allianz wirkten der leider zu früh verstorbene Rektor Günter Hödl und Hans Quendler, als starker Aufsichtsratsvorsitzender der Lakeside Park GmbH, sowie ein geschlossen für das Projekt eintretendes KWF Kuratorium bzw. der Aufsichtsrat der BABEG. Der lange, fünfjährige Entwicklungs- und Verhandlungszeitraum (1999 – 2004) zeigt, wie aufwändig es war, die Interessen unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig vom Konzept nicht abzuweichen. Und das, obwohl das Budget für die Errichtung bereits verfügbar war.

Der Lakesidepark ist kein Selbstläufer. Er hat aber viel Potenzial. Um dieses zu erkennen und strategische Positionen für die nächsten Jahre auszuloten ist es hilfreich zu fragen,  was mit dem Lakesidepark erreicht wurde.

  • Es wurde ein Beitrag geleistet, Kärnten im Dreieck Forschung, Bildung und Technologieunternehmen zu positionieren und die Sichtbarkeit von Technologiethemen in Kärnten zu erhöhen.
  • Strukturpolitische Zielsetzungen wurden durch den Lakesidepark über die Landesgrenzen hinaus sichtbar.
  • Es ist erwiesen, dass eine starke Marke und eine attraktive Adresse für Forschungsgruppen etablierter Unternehmen und für Neuansiedlungen von Unternehmen in ihrer Frühphase keine Mietsubvention brauchen und dass Marktfähigkeit Unabhängigkeit von (tages-)politischen Einflüssen schafft.
  • Governance, ein Managementteam und damit eine klare Verantwortungszuordnung sind die Voraussetzungen, dass öffentlich finanzierte Projekte volks- und betriebswirtschaftlich erfolgreich sein können.
  • Global denken und lokal handeln ist kein Widerspruch. Es braucht aber konkrete Inhalte, was das bedeutet.
  • Die ergänzende Projektlandschaft ist so zu organisieren, dass sie dem Hauptziel dient und es nicht untergräbt.
  • Das Ergebnis 2019: 1300 hochwertige Arbeitsplätze

 

Dieser Text stellt eine stark verkürzte Version des Beitrages »Der Lakesidepark – ein Projekt, für das der Begriff Leuchtturm maßgeschneidert ist« aus dem KWF-Magazin 1.2019 dar. Eine Download-Version des Magazins finden Sie auf unserer Website.