Vom strukturschwachen Standort zur international vernetzten Wirtschaftsregion
22. Juli 2024ROBOTICS als Brücke zwischen Forschung und Wirtschaft
22. Juli 2024Goerner Packaging ist ein in Klagenfurt etabliertes Industrieunternehmen, das sich mit Kartonverpackungen unterschiedlicher Art befasst. Die Geschäftsführerin Elisabeth Goerner ist seit jeher bemüht, Entscheidungen vorausschauend zu treffen und die sich für das Unternehmen bietenden Möglichkeiten gut auszuloten.
Aus der Sicht von Elisabeth Goerner seien momentan die Rahmenbedingungen für Industriebetriebe in Kärnten oder generell in Europa nicht die besten. »Keine Frage, aufgrund der gesellschaftlichen und landschaftlichen Umgebung ist es in Kärnten paradiesisch, aber über die politischen Diskussionen, die momentan stattfinden, kann ich nur den Kopf schütteln. Meiner Meinung nach ist derzeit die Grundstimmung in Europa und vielleicht speziell in Österreich schlechter als anderswo auf der Welt.« Aber diese Ausgangslage ist kein Grund für sie, nicht ambitionierte Pläne für die Zukunft zu schmieden. Ihr persönlicher Werdegang bis hin zur Geschäftsführerin war nicht direkt vorbestimmt. Sie kehrte vor knapp zwanzig Jahren von Wien wieder nach Kärnten zurück und stieg in das Unternehmen, das schon damals sehr erfolgreich war, ein. Wie das aber häufig bei Familienbetrieben der Fall ist, war die Firmenübergabe vom Vater auf die Tochter nicht explizit geplant. Elisabeth Goerner musste sich ihren Weg selbst bahnen. Ein wichtiger Meilenstein dafür war der Plan zur Errichtung eines Produktionswerks in Rumänien. Sie trat mit dieser Idee an ihren Vater heran, der sie nicht schlecht fand, ihr jedoch die Entscheidung und alles, was damit verbunden war, überließ – unter anderem die Finanzierung. Der Schritt war von Ungewissheit begleitet, wenngleich sie ein gewisses Maß an Risiko ausschalten konnte, da der Zulieferbetrieb Goerner mit großen Kärntner Unternehmen quasi mitging. Das Werk wurde errichtet und es existiert bis heute erfolgreich.
Ihr Vater ließ es zu, dass sie im Unternehmen und in ihrer Rolle dort ankam und ihren eigenen Weg fand. Zuerst hatte sie zwar das Gefühl, »die brauchen mich gar nicht und es läuft eh alles optimal«, aber schon bald wurden die Wirkungen ihrer Entscheidungen und ihres Stils sichtbar. Unter ihrer Leitung wurde das Bedrucken von Karton in das Leistungsportfolio von Goerner aufgenommen. Alle, die damals eine Ahnung vom Druckhandwerk hatten, trauten dem Unternehmen diesen Schritt nicht zu, aber er gelang vorbildhaft. Wenn sich Frau Goerner diese strategische Entscheidung in Erinnerung ruft, wird ihr noch heute bewusst, was sie damals ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abverlangt hatte, und die erfolgreiche Umsetzung erfüllt sie mit großem Stolz. Veränderungen sind auch für ein traditionelles Unternehmen wie Goerner unvermeidbar. Dabei spielen die Haltung und das visionäre Denken der Geschäftsführung eine genauso wichtige Rolle wie der Umgang mit den dynamischen Rahmenbedingungen. Es ist nicht der Stil von Elisabeth Goerner dazusitzen und darauf zu warten, dass sich die Politik und irgendwelche Lobbys als ihre Wegbereiter einsetzen. Vielmehr hält sie die Augen dafür offen, wie und wo sie das Beste aus einer Situation machen kann – im Sinne der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. »Ich bin davon überzeugt, dass es immer hilft, die Ärmel aufzukrempeln und anzufangen. Den Faden aufzunehmen, und dann kommt man automatisch zu Knotenpunkten, an denen eine Entscheidung getroffen werden muss – sehr oft geht es dabei um die Finanzierung – und so ergibt sich eine bewusste Weiterentwicklung.«.
Dieser Text stellt eine stark verkürzte Version des Beitrages »Mit aufgekrempelten Ärmeln der Zukunft begegnen« von Marliese Fladnitzer-Ferlitsch aus dem KWF-Magazin 1.2024 dar. Eine Download-Version des Magazins finden Sie hier.