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Die gute Seele des Innovations.TALENT

Dr. Günther Karner bei der Abschlussveranstaltung des Innovations.TALENT 2023; (c) Stephan Reichmann

Das Programm Innovations.TALENT in wenigen Worten zu beschreiben, gestaltet sich nicht einfach. Formale Voraussetzungen und der augenscheinliche Nutzen für Unternehmen sind schnell erfasst, aber was macht das Programm wirklich aus? Günther Karner, der seit mehr als 20 Jahren ein »prägender Bestandteil« dieses Programms ist, hat sich stellvertretend für das Leitungsteam unseren Fragen gestellt und so näheren Aufschluss über den Nutzen gegeben.

 

Auf die Frage, was das Innovations.TALENT ausmacht, hat Günther Karner die klare Antwort:

»Das KWF-Innovations.TALENT konzentriert sich auf die Entwicklung von jungen Talenten und zukunftsweisenden Innovationsprojekten. Damit schafft man einen hohen Nutzen für die Kärntner Wirtschaft und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Standortentwicklung. Das Programm bietet einerseits finanzielle Unterstützung durch Gehaltskostenzuschüsse, was einen wirklich großen Anreiz für Unternehmen darstellt, und andererseits die Möglichkeit, ein starkes Netzwerk aufzubauen.«

Das Leitungsteam des Innovations.TALENT seit 2021 (v. l. n. r.): Phillip Hungerländer, Günther Karner, Rita Faullant, Erich Hartlieb; (c) Johannes Puch

Im Laufe der Jahre hat es einige Veränderungen im Programm gegeben.

Für Günther ist das unabdingbar, denn »… wie sollte ein Produkt, das schon im Namen Innovation hat, ohne Innovation auskommen?«, bringt er es auf den Punkt. Aber Innovation der Veränderung willen? Nein, natürlich nicht. Als das Programm im Jahr 2001 startete, war es stark auf Innovationsinhalte ausgerichtet und war eher wie ein Universitätslehrgang aufgebaut. Als Günther Karner mit ins Leitungsteam geholt wurde, erkannte er, dass es mehr bzw. einen ergänzenden inhaltlichen Input und ein passenderes Format braucht. Die ersten zwei Interventionen, die von Günther kamen, waren die gemeinsamen Übernachtungen aller Teilnehmenden an den Workshoptagen und als zweite Säule die verstärkte Aufnahme des General-Managements (neben Innovationsmanagement) mit Themen wie Führung, Kommunikation, Projektmanagement oder »BWL für Nicht-BWLer«. So kann es aus Günthers Sicht besser gelingen, dass das Potential der teilnehmenden Innovationsmanagerinnen und -manager als zukünftige Führungskräfte erkannt und weiterentwickelt wird und dass ein vertrauensvolles Netzwerk entsteht. Das ist der wirkliche Mehrwert für die einzelnen Personen und somit auch für den Innovationsstandort Kärnten.

 

Welche Rolle hat Günther im Programm?

Ihm fällt spontan der Begriff Papa ein. Und ja, ich kann mir vorstellen, dass sich das gesamte Netzwerk im Laufe der zwei Jahre als große Familie fühlt und Günther eine Vaterfigur verkörpert, aber formal fungieren Günther Karner und Erich Hartlieb von der FH Kärnten gemeinsam seit Jahren sehr stark als Coaches und perfekt eingespieltes Tandem. Seit 2021 wird das Leitungsteam durch Rita Faullant und Phillip Hungerländer verstärkt. Günther hat im Laufe der Jahre ein unheimlich gutes Gespür für die Menschen entwickelt, was mir von mehreren Seiten bestätigt wurde. Sie vertrauen ihm und lassen sich auf seine Methoden ein.

 

Auf welcher Ebene und in welcher Qualität findet der Austausch statt?

»Es gab noch nie ein Treffen, in dem es nicht zu persönlichen Gesprächen kam,« erklärt Günther. »Wenn wir beispielsweise das Thema Konflikt durchmachen, wird es immer jemanden geben, der sich gerade persönlich in einem Konflikt mit einem Partner oder einer Führungskraft befindet und das wird natürlich vertraulich besprochen. Zu einem gewissen Maß gebe ich auch gerne meinen Rat, aber ich betone immer, dass ich kein Therapeut bin.« Günther hebt hervor, dass es extrem wichtig und sinnvoll ist, dass neueste wissenschaftliche Inhalte im Programm Platz finden. Deshalb ist es ein großer Mehrwert, dass neben der FH auch die Universität – vertreten durch Rita Faullant und Phillip Hungerländer – seit den letzten beiden Durchgängen Teil des Leitungsteam sind. »Das Programm macht aus, dass immer die Fragen und Interessen der Teilnehmenden im Mittelpunkt stehen. Dass diese beantwortet und erfüllt werden kann nur gelingen, wenn wir ihnen emphatisch begegnen und sie bei uns auf ein breites und fundiertes Wissen zugreifen können. Für mich persönlich ist das immer wieder eine Herausforderung, denn die gestellten Fragen haben natürlich ein hohes Niveau.«

 

Welche Entwicklungen sind im Laufe eines Durchgangs zu beobachten?

Sichtlich erfreut berichtet Günther wie beeindruckend der individuelle Fortschritt der einzelnen Teilnehmenden im Laufe des Programms ist: »Zu Beginn sind manche noch ganz eingeschüchtert, wenn sie vor der Gruppe sprechen müssen und am Ende, wenn die Projekte präsentiert werden, hat man so viele selbstbewusste und topkompetente Persönlichkeiten vor sich. Aber nicht nur die Personen, sondern auch die Projektinhalte sind sehr beeindruckend. Im Leitungsteam staunen wir immer wieder, was an innovativen Projekten in Kärnten passiert. Schade eigentlich, dass das aus Geheimhaltungsgründen nicht stärker öffentlich gemacht werden kann.«

 

Gibt es auch außergewöhnliche Ereignisse?

Günther hat auch diverse lustige Anekdoten aus seiner Zeit als mit dem Innovations.TALENT auf Lager. Eine davon hat sich im Rahmen eines abendlichen Kamingespräches ereignet. Ein Geschäftsführer eines der teilnehmenden Unternehmen hatte vergessen, zu dem von ihm zugesagten Kamingespräch zu kommen. Er war gerade auf der Heimreise von einem Urlaub am Meer und in Badehose, als man ihn telefonisch erreichte. Nach einem kurzen Schock, erklärte er sich bereit, seine Zusage natürlich zu halten. Wenig später kreuzte er im Plenarraum auf und begeisterte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit seinem Outfit, seinem Esprit und seinen Aussagen zum Thema Innovation.

Aber tatsächlich sind es immer die Abschlusspräsentationen, die Günther fasziniert erlebt. Dabei wird ihm bewusst, wieviel tolle Organisationen, Projekte und vor allem junge Menschen es in diesem Bundesland gibt.

 

Was hat sich im Laufe der Zeit beim Anspruch der Teilnehmenden verändert?

Lange Foliensätze vorzubereiten, ist nicht mehr sinnvoll, maximal kompakt etwas aufzeigen – wie zum Beispiel die 10 Erfolgsfaktoren von Irgendwas. Denn die jungen Leute haben durch KI jeglichen denkbaren Input auf Knopfdruck, das ist also nicht mehr der Stoff, den sie von einem Coachingprogramm erwarten. Sie erwarten vielmehr eine persönliche Unterstützung bei ihren Themen und Praxisbeispiele.

 

Was sind Günther Karners Lieblingselemente im Programm?

Auch auf diese Frage gibt es eine klare Antwort, wobei sich diese dem Anschein noch erweitern ließe, denn offensichtlich macht Günther die Gesamtheit des Programms eine sehr große Freude. Er nennt konkret:

  • Auftaktmodul – hier wird die Grundlage für das kommende Lernen, Arbeiten und Netzwerken gelegt, ein besonders energiegeladenes Modul.
  • Biografiearbeit – Dieses Modul scheint ihm besonders am Herzen zu liegen, da es den Teilnehmenden ermöglicht, sich selbst besser kennenzulernen und zu reflektieren, was wiederum zur persönlichen Entwicklung beiträgt.
  • Planspiel – als praktische und interaktive Lernmöglichkeit
  • Short Time Innovation – die Herausforderung innerhalb von 24 Stunden eine Innovation zu entwickeln, ist sowohl kreativ als auch intensiv.
  • Module zu Führung und Teamentwicklung – diese helfen den Teilnehmenden, wichtige Fähigkeiten für ihre berufliche Zukunft zu entwickeln.
  • Abschlusspräsentationen – hier präsentieren die Teilnehmenden ihre Projekte und Erfolge, das ist für ihn der Höhepunkt des Programms.

 

»Was mir aber besonders wichtig ist und was ich unbedingt vermitteln möchte, sind menschliche Grundqualitäten und Werte.«

Wieviel »Günther Karner« steckt im Programm?

»Ich würde nicht behaupten, dass viel von mir drin steckt, aber ich war da, um eine neue Dynamik zuzulassen und zu begleiten,« gibt sich Günther bescheiden. »Natürlich hat man im Laufe der Jahre immer wieder überlegt, was gefragt ist und was einen Mehrwert für alle Beteiligten bieten könnte. Das UCU beispielsweise – dabei coachen sich Unternehmerpersönlichkeiten gegenseitig – ist mittlerweile eine sehr bereichernde Einheit, mutete aber zu Beginn etwas gewagt an.

»Was mir aber besonders wichtig ist und was ich unbedingt vermitteln möchte, sind menschliche Grundqualitäten und Werte.« In diesem Zusammenhang schildert Günther auch seine Beobachtung, dass Rhythmus, Dauer und Intensität des Programms sich stark auf die positive Entwicklung der Teilnehmenden auswirken. Es gibt eine Mindestanwesenheitszeit, die sich unter dem Strich als sehr gewinnbringend erweist, denn die intensiven Begegnungsräume sind notwendig und machen sich in der Qualität des Outputs bemerkbar. Ohne diese Pflicht würden vermutlich die Kräfte und Anforderungen des Alltages eine konstante und intensive Teilnahme über zwei Jahre sehr erschweren.

Günther Karner sieht es als Geschenk, dass ihm Vertrauen entgegengebracht wird, dass er mit der Aufgabe betraut wurde und soviele Menschen bisher im Rahmen dieses Programms begleiten durfte.

In Günther Karner hat der KWF einen guten Partner gefunden, um seine Vorstellungen umzusetzen und Kontinuität zu erzeugen. Es gibt ein bestehendes Netzwerk an Innovationsmanagerinnen und -manager teilweise mit einem beachtlichen Karriereverlauf. Auch wenn es vieler Personen bedarf, damit dieses Programm in dieser Qualität gelingt (die weiteren Mitglieder des Leitungsteams, das Backoffice bei der Trigon, Simon Hainig als aktuell zuständiger KWF-Mitarbeiter usw.) ist es doch Günther Karner, dessen Handschrift das Programm trägt und der eine tragende Säule im Innovationssystem ist.

 

Im Gespräch mit Günther Karner war Marliese Fladnitzer-Ferlitsch.